Da Paraffin günstiger und universeller einsetzbar ist, wird Stearin seltener für die Kerzenherstellung verwendet. Von den 163.532 Tonnen an Kerzen, die im Jahr 2005 auf dem deutschen Markt verkauft wurden, betrug der Anteil der Stearinkerzen nach Schätzungen der Industrie 7 %. Bei steigenden Rohölpreisen kann sich der Anteil zu Gunsten der davon unabhängigen Stearinkerzen verschieben. Viele Kerzen bestehen aus einem Gemisch von Paraffin und Stearin, beispielsweise im Verhältnis 80% Paraffin zu 20% Stearin.
Stearinkerzen sind fester und rußen weniger als Paraffinkerzen. Der Produktionsprozess unterscheidet sich vom herkömmlichen Prozess dadurch, dass Stearinkerzen nur im Gießverfahren hergestellt werden können. Das Gießverfahren wird teilweise auch für Paraffinkerzen verwendet, um durchgefärbte und qualitativ hochwertige Kerzen zu produzieren. Ansonsten werden Paraffinkerzen gepresst, gezogen und extrudiert.
Stearinkerzen haben im Vergleich zu Paraffinkerzen durch den höheren Schmelzpunkt den Vorteil einer höheren Formstabilität unter Wärmeeinwirkung. Paraffin wird ab etwa 40 °C weich und bei etwa 55 °C flüssig. Stearin dagegen bleibt bis ca. 54 bis 55 °C fest und wird dann flüssig, ohne weich zu werden. Bei direkter Sonneneinstrahlung verbiegen sich Paraffinkerzen, während Stearinkerzen bis etwa 54 °C formstabil bleiben.
Stearin wird zu 100 % aus pflanzlichen, bzw. tierischen, und somit nachwachsenden Rohstoffen gewonnen und kann – im Gegensatz zum Paraffin aus Erdöl – als CO2-neutral gelten. Negativ fällt bei ihnen die Rodung tropischen Regenwalds zur Anlage von Kokos- und Palmölplantagen ins Gewicht. Als Bio-Kerzen dürfen daher nur Stearinkerzen bezeichnet werden, die aus nachhaltig angebautem Palmöl hergestellt werden. Die Produktion nach RSPO-Richtlinien („Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“ - (engl.: Roundtable on Sustainable Palm Oil) unter Beteiligung des WWF) bietet hierfür einen Anhaltspunkt.
Eine angeblich höhere Schadstoffbelastung beim Abbrand von Paraffinkerzen im Vergleich zu Stearinkerzen durch Bildung von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) oder Dioxinen und Furanen wurde durch Untersuchungen nicht bestätigt.